Bilder
von der Demo
an der westlichen Karwendelspitze am 30.07.2008
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„Auf geht’s,
pack ma’s!“ 18 Freiwillige schultern in der Früh
um 5.30 Uhr am Mittenwalder Parkplatz ihre schweren Rucksäcke,
beladen mit Transparenten, Plakatständern und Kletterausrüstung.
Ihr Plan ist ein kleines Statement von „jetz-werds-Eng“
zur Eröffnung des Naturinfozentrums auf der Westlichen Karwendel-spitze.
Initiiert hat dieses so genannte „Leuchtturmprojekt“
das Bayrische Umweltministerium. Für mehr als 2 Millionen Euro
aus Naturschutzfonds und anderen öffentlichen Quellen wurde
neben der Bergstation der Mittenwalder Karwendelbahn ein Betonmonster
mit 33 m Länge und einem Durchmesser von 8 m gebaut, mitten
in ein hochalpines Naturschutzgebiet der höchsten Schutzstufe.
Den Sinn des gigantischen Bauprojekts erläutert
Hans Dieter Schuster vom Bayrischen Umweltministerium: „Wenn
wir Flora und Fauna schützen wollen, brauchen wir hochkarätige
Angebote, um Bergsportler und Urlauber dafür zu sensibilisieren.“
Dieses Ziel soll nun durch eine Ausstellung, deren Konzept bei Baubeginn
noch gar nicht feststand, in der Röhre realisiert werden. Suspekt
erschien uns dabei der Gedanke, dass der interessierte Tourist,
womöglich mit Familie, erst ordentlich an der Bergbahnkasse
zahlen soll, bevor er sich „sensibilisieren“ bzw. über
Naturschutz informieren lassen kann.
Unterstützt wurde das Projekt zudem - aus für uns nicht
nachvollziehbaren Gründen - von vielen Naturschutzverbänden
(DAV, VzSB, BN, LbV). Was wir nicht verstehen: Hat es irgendein
Naturschutzverband nötig, in einer auf 2200 m Höhe ins
Naturschutzgebiet gepflanzten Betonröhre für seine Anliegen
zu werben?
Und wie wollen diese Verbände in Zukunft gegen kommerzielle
Interessengruppen (Tourismus, Forst, Jagd, Almbauern) argumentieren,
wenn diese ihre nächsten Bauprojekte verwirklichen wollen?
Diese Fragen bewogen uns im Vorfeld zu einem offenen
Brief an die betroffenen Verbände und das Bayrischen Umweltministerium.
Leider konnten deren Gegenargumente unsere Bedenken nicht zerstreuen.
Im Gegenteil: Der touristische und kommerzielle Aspekt trat immer
deutlicher in den Vordergrund. Und angeblich werden sogar noch weitere
Projekte dieser Art angedacht.
Darum sahen wir uns gezwungen, mit einer Demo unsere
Kritik zum Ausdruck zu bringen. Unter dem Motto „Hier schaut
der Naturschutz mit dem Ofenrohr ins Gebirge“ hängten
wir in einer spektakulären Aktion das große Transparent
(siehe Foto) in einer nahe gelegenen Felswand auf, um auf unser
Anliegen aufmerksam zu machen.
Über mangelnde Resonanz konnten wir uns nicht beklagen. In
Zeitungen und Zeitschriften wurde, auch überregional, über
unsere Sicht der Dinge berichtet. Höhepunkt war ein kritischer
Beitrag des Bayrischen Fernsehens in der Abendschau, in dem auch
unser Sprecher Dr. Dietl interviewt wurde.
In der Realität hat sich das „Leuchtturmprojekt“
mittlerweile als Farce erwiesen. Die viel gepriesene, ach so sensibilisierende
Ausstellung in der Betonröhre ist einfach nur banal und könnte
in jeder Dorfsparkassenvorhalle stehen. Wie wir uns schon vorher
gedacht hatten, entpuppt sich der über den Abgrund ragende
„Skywalk“ als eigentlicher touristischer Anziehungspunkt
und als Hauptgrund für den Bau.
Will man in Mittenwald wirklich mit der ausgeprägten österreichischen
Eventkultur samt ihren allseits bekannten Folgen konkurrieren? Soll
eine jahrelange phantasie-lose Tourismuswirtschaft ohne Ideen und
Mut durch einen „Skywalk“, 100m höher als im Grand
Canyon, gerettet werden?
Wie wir erfahren haben, sind die nächsten Baupläne
schon in Arbeit. So liegt z.B. bereits ein Antrag zur Sanierung
der Seilbahn vor. Und um das Grenzübergreifende des Projekts
zu unterstreichen, wird in Österreich über einen Klettersteig
aus dem Karwendeltal zur Westlichen Karwendelspitze gesprochen.
Wir können nur hoffen, dass die Naturschutzverbände in
Zukunft naturschutzfernen Projekten dieser Art mit mehr Skepsis,
Kritik und Ablehnung entgegentreten und weitere Sünden dieser
Art verhindern helfen. Sonst findet Naturschutz in Zukunft nur noch
als „Event“ statt.
Als wir nach der Aktion bei einer gemütlichen
Brotzeit auf der Dammkarhütte saßen, fragte einer in
die Runde: „Und, wos moant’s es? Hod’s wos bedeit?“
"A bissl wos hods bedeit!" Der Verein zum
Schutz der Bergwelt hat diese Kritik angenommen und stellt das Projekt
mittlerweile massiv in Frage. Siehe dazu den Bericht vom 2. Vorsitzenden
Rudi Erlacher im Jahrbuch 2008 vom Verein zum Schutz der Bergwelt.
Interessant auch die Recherchemappe von Fr. Lunghamer in der Rubrik
"Karwendel Geschichten".
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NATURINFOZENTRUM
KARWENDEL
...da
schaut
der Naturschutz
mit dem
Ofenrohr
ins Gebirge !
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Lenggrieser
Faschingszug 2006
Unter dem Motto "Lustige Bergvagabunden"
und einem schönen Lied hatten auch wir unsere Gaudi.
Lustige Bergvagabunden
Wenn wir erklimmen, schwindelnde Höhen, steigen dem
Berggipfel zu,
in uns’ren Herzen brennt eine Sehnsucht, doch die Wampe passt nicht
mehr dazu.
Herrliche Berge, sonnige Höhen, Alpentouristen sind wir, ja wir.
Herrliche Berge, sonnige Höhen, Alpentouristen sind wir.
Mit Seil und Haken alles zu wagen, hängen wir in
steiler Wand.
Rote Markierung, stählerne Führung, der Alpenverein reicht uns
die Hand.
Herrliche Berge, sonnige Höhen, Bergeverschandler sind wir, ja wir.
Herrliche Berge, sonnige Höhen, Bergeverschandler sind wir.
Fels ist bezwungen, röchelnde Lungen, ach, wie so schön ist
die Welt!
Luxus auf Hütten, horrende Mieten, alles aufs beste bestellt
Herrliche Berge, sonnige Höhen, Bergevermarkter sind wir, ja wir.
Herrliche Berge, sonnige Höhen, Bergevermarkter sind wir.
Beim Alpenglühen heimwärts wir ziehen in einer Lawine aus Blech.
Wir kommen wieder, walzen alles nieder, die nach uns, die haben halt Pech.
Lebt wohl, ihr Berge, sonnige Höhen, nach uns die Sintflut sog’n
mir, ja mir
Lebt wohl ihr Berge, sonnige Höhen, nach uns die Sintflut song’n
mir.
Jodler
Frühjahrsradeln 2005
Dem diesjährigen Aufruf zum Frühjahrsradeln in
die Eng waren ca. 30 Teilnehmer gefolgt. Bei schönem Wetter ein eindrucksvoller
Ausflug durch das immer größerem motorisierten Erholungsdruck
ausgesetzte Rissbachtal. Dabei war besonders auffällig die große
Zahl an Motorradfahrern.
Das von Jetz-werds-eng verteilte Flugblatt berichtete über einige
der Bau- und Erschließungsmaßnahmen im letzten Jahr.
· Neubau am Karwendelhaus
· Neueröffnung der Gaststätte „Amtssäge“
im Gleierschtal
· Kiesstraße über den Kl. Ahornboden
· Harley-Treffen auf der Binsalm
Unsere Grundforderung für einen Baustopp im Karwendel
- d.h. keine weiteren Straßen, Brücken, Verbauungen, Stahlseile,
Hütten, Hotels usw. im Alpenpark Karwendel - ist aktueller als je
zuvor.
2004 gab es 3 Protestaktionen von „jetz-werds-eng“:
o Frühjahrsradeln in die Eng (1.Mai)
o „Trauerfeier“ am Isarursprung (20.Juni)
o „Zukunft schützen mit Beton“ am Karwendelhaus (8.August)
Für 2005 gibt es noch keine konkreten Pläne, wir
befürchten aber, dass es wieder Anlass zu Protest geben wird.
Aktuelle Aktionen werden wir weiterhin unter www.jetz-werds-eng.de veröffentlichen.
Für Fotos und Informationen von Erschließungsmaßnahmen
im Karwendel sind wir dankbar, ebenso für Vorschläge, Ideen
und konstruktive Kritik.
Zukunft
schützen mit Beton
08. August
2004
Der Neubau eines Nebengebäudes am Karwendelhaus
war Anlaß für eine Plakataktion von „jetz-werds-eng“
(siehe Fotos).
Der dortige Hüttenwirt reagierte aufgeschlossen auf unser Anliegen,
wies aber darauf hin, dass der Winterraum aus feuerschutzrechtlichen Gründen
ausgelagert werden sollte und die Personalräume im Karwendelhaus
nicht mehr zumutbar seien.
Aus unserer Sicht ist der Neubau jedoch eine Kapazitätserweiterung,
wie sie im Grundsatzprogramm des DAV ausdrücklich abgelehnt wird:
Unter Punkt 5 („Erschließungstätigkeit beenden“)
heißt es dazu: „In bereits erschlossenen Gebieten darf die
Errichtung weiterer Anlagen zu touristischen Zwecken nur der Qualitätssteigerung
und nicht der Kapazitätserhöhung dienen.“
Dieser Widerspruch zwischen Zielsetzung und Realität war für
uns der Grund, die Sektion MTV München des DAV mit Transparenten
und Protestbannern, die wir an dem zweigeschossigen Stahl-betonneubau
anbrachten, an die Leitlinien des DAV zu erinnern.
Der DAV ist ein anerkannter Naturschutzverband. Wir möchten an dieser
Stelle ausdrücklich klarstellen, dass das Grund-satzprogramm des
DAV, OeAV und AVS nur zu begrüßen ist. Allerdings scheitern
diese lobenswerten Vorgaben der Dachverbände offensichtlich an der
Umsetzung durch die einzelnen Sektionen und deren Vorstände.
Wir bitten alle Alpenvereinsmitglieder, sich in
Zukunft wieder mehr dem Schutz der Natur und der Bergwelt zuzuwenden und
diesem Grundsatz Priorität gegenüber persönlichem Komfort
einzuräumen.
Nach einem sehr informativen Gespräch mit dem Hüttenwirt ließen
wir uns noch eine Halbe Bier schmecken und machten uns auf den Heimweg.
Diese Aktion war für uns eine angenehme Erfahrung, weil diesmal nicht
mit Wut und Aggression auf unser Erscheinen und unser Anliegen reagiert
wurde.
Ganz im Gegensatz zu einem aufgebrachten Traktorfahrer am Morgen, der
uns angesichts unserer Transparente mit den Worten: .“Bleibts steh,
sunst schlog i enk oba vom Gratn“ begrüßte. Nachdem er
vergeblich versuchte uns aufzuhalten verabschiedete er uns mit dem verheißungsvollen
Satz: „De wartn scho auf enk“.
„Trauern“
am Isarursprung
20.06.2004
Trotz des üblen Wetters fanden
sich am Sonntag, den 20.6.2004 ca. 50 Teilnehmer zu unserer Protestkundgebung
im Karwendel ein. Anlaß für den Protest war die Erschließung
des Isarursprungs für den Tourismus, ein Symbol für die fortschreitende
Erschließung und Zerstörung des größten und ältesten
Naturschutzgebiets in den Ostalpen.
Der Initiator der Baumaßnahmen
am Isarursprung, Josef Draxl, fand sich ebenfalls ein, um seinen Standpunkt
darzulegen, war aber nicht bereit zu einer Anhörung der Gegenseite.
Er bestimmte das Gespräch durch einen emotionalen und größtenteils
nicht sachbezogenen Monolog.
Dabei sind die Schäden nicht zu übersehen: Schlammige Trampelpfade
durchziehen das gesamte - mit Brücken, Bänken und Schautafeln
- verunstaltete Areal, vom „Grabstein“ und dem das Gebiet
umschließenden „Nashorngatter“ (siehe Artikel im Bergsteiger)
ganz zu schweigen. Auch die aufgekiesten Wege und Straßen-verbreiterungen
tragen nicht unbedingt zur Verschönerung bei.
Nachdem der Naturschutz im Karwendel
am „Grabstein“ symbolisch beerdigt wurde, fand eine Abschlusskundgebung
auf bayerischer Seite statt, da eine Genehmigung auf österreichischer
Seite nicht zu erreichen war. Die befürchtete „Großdemo“
wurde von den zuständigen Stellen als unberechtigte „Einmischung
von außen“ gesehen.
Nach Ansprachen von Dr. Nico Doering (Isarallianz) und Harry Danzer
(jetz-werds-eng) endete die Veranstaltung mit Lifemusik von den „3
lustign Zwoa“, Uli Mauk und Roland Bobe, Bodo Kloiber und Paul
Cameron .
Unser Dank gilt den Musikern und Helfern, der Unterstützung von
Isarallianz und Mountain Wilderness und nicht zuletzt den hartgesottenen
Teilnehmern, die einer wirklich kalten und nassen Witterung trotzen
mussten.
Für die nächste Veranstaltung wurde deshalb bereits schönes
Wetter vorbestellt.
Früher
Heute
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